Als das Einhorn den Philosophen im Park auf der Bank sitzen und so angestrengt nachdenken sah, gesellte es sich dazu.
„Hallo“, sagte das Einhorn.
Der Philosoph sagte nichts, denn er dachte ja nach und da er nie angesprochen wurde, bezog er den Gruß des Einhorns nicht auf sich. Das Einhorn wartete ab, sagte aber nach einer Weile:
„So lang ist der Gedanke, Herr Philosoph?“
Jetzt sah der Philosoph auf und schaute das Einhorn verwundert an.
„Gedanken sind nie zu Ende“, erläuterte er dann. „Wenn ich aufhöre zu denken, existiere ich auch nicht mehr.“
„Ach, das ist ja interessant“, staunte das Einhorn. „Dann brauche ich einfach nicht mit dem Denken aufzuhören, um ewig existieren zu können.“ „Allerdings nützt die Existenz so allein für sich nichts“, erwiderte der Philosoph. „Es muss noch ein Gegenüber geben, ein Du, das dich auch denken kann. Für sich allein zu existieren ist ja nichts.“
„Und? Denkst du mich gerade?“
„Für den Augenblick ja. Das ist eine ganz reizvolle Abwechslung. Aber auf Dauer kann ich natürlich nicht ein Einhorn in meine Gedankenwelt lassen. Das wäre ja an der Realität vorbei.“
„Eben hast du noch gesagt, dass etwas, sobald man es denkt, Realität wird.“
„Das bezog sich aber eher auf das Objekt, das denkt, nicht auf das Objekt, das gedacht wird.“
„Das Objekt, das denkt, genügt sich aber alleine nicht, hast du eben behauptet.“ „Stimmt ja auch. Es braucht ein anderes Objekt, das ebenfalls denkt und bereit ist, das andere Objekt wahrzunehmen. Also ich denke hier auf der Parkbank und bin mir meines Denkens bewusst. Das ich existiere, stelle ich nicht in Zweifel, wie es noch der chinesische Meister Zhuang gemacht hat, der nicht mehr wusste, ob er der geträumte Schmetterling oder der Träumer gewesen ist. Ich weiß, dass ich jetzt ein Einhorn träume und das gefällt mir gerade ausnehmend gut. Aber wenn ich gleich wieder wach bin, dann weiß ich auch, dass ich derjenige bin, der das Einhorn geträumt hat.“
Das Einhorn näherte sich dem Philosophen und stupste ihn sanft an.
„He? Was soll das?“ rief der Philosoph, der nicht stabil auf der Bank gesessen hat und fast heruntergefallen wäre.
„Hast du das gespürt?“ fragte das Einhorn.
„Aber sicher habe ich das gespürt“, sagte der Philosoph ärgerlich. „Fast wäre ich von der Bank gefallen.“
„Entschuldige“, sagte das Einhorn. „Ich war nicht darauf vorbereitet, dass du so wenig fest auf dem Boden der Tatsachen ruhst. Machs gut.“
Es wendete sich um und trabte davon. Der Philosoph glaubte noch ein Wiehern zu hören. Oder war es ein Lachen? Dann war er wieder allein und beschäftigte sich weiter intensiv damit, existent zu bleiben.
„Hallo“, sagte das Einhorn.
Der Philosoph sagte nichts, denn er dachte ja nach und da er nie angesprochen wurde, bezog er den Gruß des Einhorns nicht auf sich. Das Einhorn wartete ab, sagte aber nach einer Weile:
„So lang ist der Gedanke, Herr Philosoph?“
Jetzt sah der Philosoph auf und schaute das Einhorn verwundert an.
„Gedanken sind nie zu Ende“, erläuterte er dann. „Wenn ich aufhöre zu denken, existiere ich auch nicht mehr.“
„Ach, das ist ja interessant“, staunte das Einhorn. „Dann brauche ich einfach nicht mit dem Denken aufzuhören, um ewig existieren zu können.“ „Allerdings nützt die Existenz so allein für sich nichts“, erwiderte der Philosoph. „Es muss noch ein Gegenüber geben, ein Du, das dich auch denken kann. Für sich allein zu existieren ist ja nichts.“
„Und? Denkst du mich gerade?“
„Für den Augenblick ja. Das ist eine ganz reizvolle Abwechslung. Aber auf Dauer kann ich natürlich nicht ein Einhorn in meine Gedankenwelt lassen. Das wäre ja an der Realität vorbei.“
„Eben hast du noch gesagt, dass etwas, sobald man es denkt, Realität wird.“
„Das bezog sich aber eher auf das Objekt, das denkt, nicht auf das Objekt, das gedacht wird.“
„Das Objekt, das denkt, genügt sich aber alleine nicht, hast du eben behauptet.“ „Stimmt ja auch. Es braucht ein anderes Objekt, das ebenfalls denkt und bereit ist, das andere Objekt wahrzunehmen. Also ich denke hier auf der Parkbank und bin mir meines Denkens bewusst. Das ich existiere, stelle ich nicht in Zweifel, wie es noch der chinesische Meister Zhuang gemacht hat, der nicht mehr wusste, ob er der geträumte Schmetterling oder der Träumer gewesen ist. Ich weiß, dass ich jetzt ein Einhorn träume und das gefällt mir gerade ausnehmend gut. Aber wenn ich gleich wieder wach bin, dann weiß ich auch, dass ich derjenige bin, der das Einhorn geträumt hat.“
Das Einhorn näherte sich dem Philosophen und stupste ihn sanft an.
„He? Was soll das?“ rief der Philosoph, der nicht stabil auf der Bank gesessen hat und fast heruntergefallen wäre.
„Hast du das gespürt?“ fragte das Einhorn.
„Aber sicher habe ich das gespürt“, sagte der Philosoph ärgerlich. „Fast wäre ich von der Bank gefallen.“
„Entschuldige“, sagte das Einhorn. „Ich war nicht darauf vorbereitet, dass du so wenig fest auf dem Boden der Tatsachen ruhst. Machs gut.“
Es wendete sich um und trabte davon. Der Philosoph glaubte noch ein Wiehern zu hören. Oder war es ein Lachen? Dann war er wieder allein und beschäftigte sich weiter intensiv damit, existent zu bleiben.
Horst-Dieter Radke
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