Dienstag, 19. August 2008

In Fabeln spricht das Meer …



In Fabeln spricht das Meer, die Elemente hören,
Der harte Fels gebiert, die Thier’ und Vögel lehren,
Es reden Baum und Stein, der Wurm, die Fliege spricht,
Und jedes Wesen giebt uns Lehr’ und Unterricht:

Die Wahrheit wird zum Traum, man siehet Drachen fliegen,
Und ein ganz Kranichheer mit den Pygmäen kriegen,
Hier gilt, was Menschen Witz von einer andern Welt,
Nur jemals im Gehirn sich möglich vorgestellt.

Glaubt nicht, als ob der Zweck nur die Vergnügung wäre,
Der Fabelzucker deckt oft eine bittre Lehre.
Der Leser sieht das Bild, er lacht des Fuchses List,
Merkt aber schamroth oft, daß er getroffen ist.

Die Fabel, die nicht lehrt, kehrt sich in leere Dünste,
Und füllt das Haupt mit Rauch; das sind der Perser Künste.
So träumt ein wilder Kopf, erhitzt vom Sonnenbrand,
Der, wo er nu hin sah, Gespenst und Riesen fand.

Aesop, der häßlichste von Xantus Sudelknechten,
Lehrt in zwei Stunden mehr, als sie in tausend Nächten,
Und Reinecke der Fuchs, giebt wie ein Morhof sprach,
Dem göttlichen Homer an Weisheit wenig nach.

Magnus Gottfried Lichtwehr

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