Mittwoch, 6. August 2008

Fabeln - oder was?

Nicht alles, was Dichter in ihre Fabelsammlungen aufgenommen haben, sind wirkliche Fabeln. So ist etwa Der glückliche Dichter von Gellert eher eine Anekdote. Selbst der so korrekt auf Abgrenzung der Fabel von anderer Kleinprosa bemühte Lessing fügt mit Faustin eine solche Anekdote seiner Sammlung bei, erweitert deren Titel aber letztendlich in »Fabeln und Erzählungen« und ist damit wieder auf sicherem Boden. Da all diese Parabeln, Anekdoten und Erzählungen einen moralischen Anspruch haben, nehmen sie sich innerhalb der Fabelsammlungen nicht so sehr als Fremdkörper aus, sondern passen sich gut ein. Allein bei der Auswahl einer Fabel, sei es, um ein mustergültiges Exemplar vorweisen zu können oder als Anschauungsmaterial für eigene Fabeldichtung zu haben, sollte man diese Exponate unberücksichtigt lassen.

Horst-Dieter Radke

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