Sonntag, 19. April 2015

Schneckentragödie


Zweiter Versuch

Eine Schnecke, die mit Haus verwegen,
auf jenem breiten Weg hinglitt,
der asphaltglatt von Süd nach Norden,
die Wiese in zwei Hälften schnitt,

Gewitzt durch angeborene Ahnung
zieht sie sich bei Gefahr zurück
in die Windung ihrer Wohnung
vertrauend auf ihr Schutz und Glück.

Da rast in ungebotner Eile
’ne nackte Schneck’ an ihr vorbei
höhnt, du brauchst wohl noch ne Weile,
ich kriech schon mal, ich bin so frei.

Zitternd noch vor Wut und Angst
fängt die Schnecke an zu klagen
Denkst du, dass du alles kannst?
Wirst dich noch zu Tode jagen.

So zieht sie langsam und gemächlich
voll Stolz auf ihrer Bahn dahin
als überschnell ein rasend Auto
sie plattwalzt ohne jeden Sinn.

Der erste Versuch

Horst-Dieter Radke

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