Sonntag, 5. April 2015

Der Fuchs und die Pauke

Ein Fuchs kam in einen Wald, in welchem eine Pauke an einen Baum aufgehängt war. So oft ein Wind wehte, schlugen die durch denselben bewegten Zweige die Pauke an, und es erschallte ihr starker, bewundernswürdiger Ton. Der Fuchs ging dem Ton, den er vernommen nach, bis er zur Pauke kam. Er fand dieselbe sehr dickleibig, und glaubte deshalb sicherlich, daß sie viel Fett und Fleisch haben müsse. Er machte sich dann an dieselbige, bis daß er sie entzwei brachte. Allein als er sah, daß sie hohl war und nichts in ihr, sprach er:

Ich weiß nicht, wie das möglich ist, daß das gehaltloseste Ding den lautesten Ton von sich gibt und den größten Körperumfang hat.

Calila und Dimna
oder
die Fabeln Bidpai’s.
Aus dem Arabischen von Philipp Wolff
Doctor der Philosophie, Privatdocenten der Orientalischen Literatur an der königl. Universität zu Tübingen, Mitglied der asiatischen Gesellschaft von Paris.

Erstes Bändchen
Stuttgart: J. Scheible’s Buchhandlung, 1837

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