In unsern Europäischen Landen findet man auch offtermahlen Zähne und Hörner in der Erde, welches wir gegraben Einhorn, oder Unicornu Fossile nennen; so entweder wie Beine von Menschen und Thieren, oder wie Zähn und Hörner aussiehet: solches ist auswendig entweder gelblecht, grau oder braun-, von unterschiedlicher Grösse, mürb, leicht, löchericht, eines erdichten Geschmacks, und vest an der Zung klebend; inwendig zuweilen hohl, zuweilen noch andere weiche fette Erde in sich haltend: Dessen findet man zu unterschiedenen mahlen in Schlesien, in Hessen, in der Pfaltz, auch in dem Wüirtemberger-Land. Es ist aber allhier die Frage, ob solches von rechten Thieren, als Einhorn / Elephanten / und dergleichen herrühre? oder ob es so aus der Erden wachse: worüber unter den Natur-Kündigern noch heutiges Tages kein vereinigter Schluß gemachet. Hiervon ist in des Tentzeli monatlichen Unterredungen / Act. Erud. Lips. Anno 1682. pag. 150. und des Kircheri Mundo Subterr. viel zu finden, und sind noch vor wenig Jahren im Würtembergischen verschiedene, sowohl schrifftliche als mündliche Conferenzen von einigen Curiosen gehalten worden. Wiele halten es vor solcher Thiere oder Riesen Gebeine, welche etwa zur Zeit der Sündfluth anderswo hingeflößt, und in der Eden also zu Stein worden, zumahlen alle Theil davon zu sehen sind; Bootius und Wormius in Mus. pag. 54. halten es vor ein Margain oder daraus erharteten Stein, welche durch Spielen der Natur solche Gestalten bekommen, nicht anders, wie die Häring und andere Fische auf dem Islebischen Schiefferstein /abgemahlet worden: welcher Meinung auch Seel. D. Bauschius in einem eigenen Tractat / de Unicornu Fossili, beypflichtet.
Johann Jacob Bräuner
Physicalisch- und Historische-Erörterte Curiositäten
38. Von unterschiedenen Wunder-thieren
Frankfurth am Mayn 1737
Physicalisch- und Historische-Erörterte Curiositäten
38. Von unterschiedenen Wunder-thieren
Frankfurth am Mayn 1737
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