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Die ältesten bekannten Fabeln stammen aus Mesopotamien und wurden in sumerischer Sprache verfasst. Früheste Texte datieren bereits aus der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. Die meisten Texte sind aber ein Jahrtausend jünger und kommen aus den babylonischen Schreibschulen. Einige der Fabeln des Aesops weisen Parallelen zu diesen sumerischen Fabeln auf, ebenso wie manche Fabeln aus dem indischen Panchatantra. Sumerische Fabeln enthalten Interaktionen zwischen zwei Tieren, die belehren und erheitern sollen. Sie sind den späteren äsopischen Fabeln ähnlich, enthalten aber nicht deren explizite moralische Auslegung. Eine dieser Fabeln enthält das älteste bekannte Wortspiel:
Ein Löwe hatte ein hilfloses Zicklein gefangen und es sagte zu ihm: «Lass mich gehen und ich werde dir dafür meine Kameradin, das Mutterschaf geben.» Der Löwe entgegnete: «Wenn ich Dich gehen lasse, dann sag mir zuerst Deinen Namen!» Das Zicklein antwortete dem Löwen: «Du kennst nicht meinen Namen? Ich-bin-klüger-als-Du (ummu-mu-e-da-ak-e) ist mein Name.» Nachdem der Löwe zum Schafpferch gekommen war, brüllte er: «Ich habe Dich freigelassen!» Es antwortete von der anderen Seite: «Du hast mich freigelassen, aber warst Du klug (ummu mu-e-ak)? Denn die Schafe sind nicht hier!» [Berndt Alster: Wisdom of Ancient Sumer, S. 362]
Auch Streitgespräche finden sich und sogenannte Wellerismen, kurze Szenen mit einem Tier als Sprecher, aber ohne weiter gehende Handlung.
Horst-Dieter Radke
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