Porträt des erblindeten Pfeffel
(aus dem 8. Band der »Poetischen Versuche«
Tübingen 1802-1810)
(aus dem 8. Band der »Poetischen Versuche«
Tübingen 1802-1810)
Gottlieb Konrad Pfeffel wurde geboren am 28.6.1736 in Colmar und ist gestorben ebendort am 1.5.1809. Der Vater war Rechtskonsulent im auswärtigen Departement der französischen Krone in Versailles gewesen und hat sich danach in Colmar zur Ruhe gesetzt. Der ältere Bruder, Christian Friedrich Pfeffel (1726 - 1807) war ebenfalls als Staatsrechtler in Versailles tätig. Er kümmerte sich nach dem Tod des Vaters (1738) um die Ausbildung des Bruders, der nach dem Gymnasium mit fünfzehn Jahren 1751 die Universität in Halle besuchte und dort öffentliches Recht und Staatsrecht studierte. Doch bereits während des Studiums stellte sich ein Augenleiden ein, das mehrere Operationen erforderte. Schließlich musste er das Studium abbrechen. Nach der letzten Operation 1758 in Straßburg erblindete er fast völlig.
1759 heiratete Pfeffel eine Straßburger Kaufmannstochter und begann sich als Schriftsteller zu etablieren, um seine Familie zu ernähren. Seine Frau Margarethe Cleophe Divoux unterstützte ihn bei seiner schriftstellerischen Arbeit. Erstmals erschienen seine Gelegenheitsgedichte 1759 in der Straßburger Wochenschrift »Der Sammler«. Zwei Jahre später (1761) erschien die dreibändige Sammlung »Poetische Versuche«, die in den folgenden Jahren immer wieder überarbeitet und erweitert wurden. Die vierte Auflage erschien in den Jahren 1802 - 1810 bei Cotta in zehn Bänden (der letzte Band posthum).
1773 eröffnete er seine »Ecole militaire« für meist adlige protestantische Knaben, eine trotz der militärischen Ausrichtung sehr fortschrittliche Schule. Während der französischen Revolution musste er die Academie allerdings aufgeben und verlor dabei auch sein Vermögen. Mit schriftstellerischen Arbeiten, unter anderem für die Unterhaltungsblätter des Cotta-Verlags, hielt er sich mühsam über Wasser, bis er 1806 durch Napoleon eine Jahrespension bekam. 1808 wurde er Ehrenmitglied der königlichen Akademie der Wissenschaften in München.
Insbesondere durch seine Fabeln (neben seinen Poetischen Versuchen 1783 in einer eigenen Fabelsammlung) wurde er sehr populär. In Dresden hatte er 1754 Christian Fürchtegott Gellert kennen gelernt, den er sehr bewunderte.
Horst-Dieter Radke
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen