... ein mythischer Vogel, von dem die Sage ging, daß er nur alle 500 Jahre einmal erscheine. Da kam er aus dem fernen Indien nach Aegypten, und trug ein Wunderei in den Heliostempel der Sonnenstadt. Er hatte Adlergröße, weiche Flaumen und ein prächtiger Federkamm zierte den Kopf: der Hals schillerte goldgelb, die Flügel prangten in Purpurfarbe, mit himmelblauer Spiegelung. Es gibt stets nur einen einzigen Phönix, wenn dieser sein Ende fühlt, trägt er sich ein Nest aus duftenden Hölzern und Balsamen zusammen, laßt es vom Strahl der Sonne entzünden, und facht die Gluth mit seinen Flügeln an. Nach dieser Selbstverbrennung entsteht aus der Asche ein Würmchen, und aus diesem geht nach kurzer Zeit ein junger Phönix hervor. Wenn die Geschichtschreiber alter Zeit uns versichern, daß die Phönixmythe astronomische Bedeutung habe, indem durch den Phönix und seine lange Lebensdauer ein besonderer Cyklus von Jahren verstanden werde, so hat dagegen spätere Deutung in dem Ph. ein schönes Bild der Verjüngung und der Unsterblichkeit gefunden. Dieß freiwillige Opfer des eigenen gealterten Lebens in Flammen, dieß Hervorgehen eines verjüngten Lebens, wenn der Läuterungstod überstanden, kann es ein schöneres Symbol der Fortdauer geben?
Damen Conversations Lexikon
Band 8. [o.O.] 1837, S. 203-204.
Band 8. [o.O.] 1837, S. 203-204.
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