Im Spätherbst kommt der Wolf zum Fuchs und fragt ihn, ob er nicht Rat wisse, wie man zu einem Fleischvorrat für den Winter kommen könne.
»För de starke Wulf, is 't ja man 'n Bigahn, an 'n fette Oss to raken«, höhnt der Fuchs, »'man för mi hollt dat wat sturder.' Wenn ich deine Stärke besäße, würde ich mich nicht 'bi dit kolle natte Weer' auf dem Felde herumtreiben, sondern mich längst in meine Höhle zurückgezogen haben 'un an mien Fettpoten sugen.' Heute morgen, auf einer kleinen Jagdpartie habe ich auf den Meeden nicht weniger als sieben krepierte Pferde angetroffen, und wenn man die bei der Höhle hätte, so könnte man im nächsten Frühjahr den Schmerbauch lüften. Hier hinter dem Wall, zum Beispiel, liegt auch so 'n alter Gaul.«
Der Wolf springt mit einem Satz auf den Wall und sieht die Angabe des Fuchses bestätigt. »Bevor du aber 'bi 't Anslepen geihst'«, bemerkte der Fuchs, »will ich dir noch einen guten Rat geben, wie du den Fleischklumpen am bequemsten fortschaffen kannst: du bindest deinen Schwanz an den Schweif des Pferdes und ziehst es dann so langsam fort.«
Der Wolf geht auf den Vorschlag ein, und der Fuchs schlingt aus beiden Schwänzen einen kunstgerechten Knoten. Der Gaul aber hat nur geruht, und als der Wolf den ersten Zug tut, springt er plötzlich auf und zieht den armen Sünder im Galopp mit sich fort. Der Fuchs, der natürlich wußte, wie es um das Pferd bestellt war, steht auf dem Wall und ruft dem Wolf zu: »Oll! Oll! slaa Klauen in d' Grund!«
»De Düvel mag Klauen in d' Grund slaan«, brüllt der Wolf verzweifelt, »wenn 'n neet Himmel noch Eer mehr sehn kann!«
(Ostfriesische Volksüberlieferung)
Sundermann, Friedrich
Der Upstalsboom
Aurich 1922
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