Ein Fuchs und ein Krebs schlössen Gemeinschaft mit einander. Ihre Gemeinschaft bezog sich aufs Pflügen. Wenn sie ans Pflügen gingen, befahl der Fuchs dem Krebs und sprach: »Nimm du den Krümmel und das Joch.« Da fragte ihn der Krebs: »Was wirst du denn tragen?« »Ich werde«, antwortete der Fuchs, »den Jochstift tragen und den Stift und den Stift vom Stift.« Das ist alles ein und dasselbe. So liess der Fuchs durch seine Verschlagenheit in allen Fällen die Dinge als viele erscheinen. Der Krebs war mit dieser Abmachung einverstanden, und es verstrich die Zeit bis zur Zeit der Tenne. Da droschen sie ihr Getreide und worfelten es. Das Stroh kam auf die eine Seite und das Getreide auf die andere. Da sagte der Fuchs zum Krebs: »Auf welche Weise willst du, dass wir teilen sollen.« »Wie du willst«, antwortete der Krebs. »Dann wollen wir«, meinte der Fuchs, »das Getreide auf die eine Seite thun und das Stroh auf die andere, dann auf die Seite der Tenne treten und zum Getreide und Stroh hinlaufen. Das, zu dem ein jeder gelangt, gehört ihm.« »Du hast gut gesprochen«, sagte der Krebs. Der Fuchs sah den Krebs an und dachte sich: »Der ist blind; bevor er sich rührt, bin ich bereits am Getreidehaufen angekommen.« Dann sprach er: »Lauf, lass uns laufen.« Der Fuchs lief hin, der Krebs aber hängte sich an seinen Schwanz an, ohne dass der Fuchs es sah oder merkte. Als nun der Fuchs noch fern vom Getreide war, warf sich der Krebs auf den Haufen und rief auf kurdisch: »Dieser Fünfzehnte gehört dir, dem Berg dieser Sechzehnte.« Der Fuchs sah sich um, aber der Krebs war nicht da. Da sprach er: »Wann merktest du dieses damals?« Der Fuchs erschrak und ging nach Hause, indem er sich darüber grämte, dass er besiegt wurde. Der Krebs nahm dann das Getreide und ging nach Hause, und der Fuchs nahm das Stroh und ging nach Hause. So wurde der Fuchs, so schlau er auch war, übers Ohr gehauen.
Lidzbarski, Mark (Hg.)
Geschichten und Lieder aus den neuaramäischen Handschriften
Weimar, 1896
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