In früheren Zeiten hatte ein Narr einem Baumwollenspinner befohlen, eine sehr feine und schöne Baumwolle zu spinnen. Der Spinner that, was ihm befohlen, und machte einen Faden so fein wie ein Stäubchen. Der Narr beklagte sich jedoch trotzdem, dass der Faden zu grob sei. Entrüstet zeigte der Spinner darauf in die Luft und sagte: »Da hast du einen feinen Faden!« »Weshalb sehe ich ihn nicht?« fragte der Narr, worauf der Meister antwortete: »Diese Baumwolle ist zu fein; sogar meine besten Arbeiter können sie nicht sehn; wieviel weniger also ein anderer.«
Der Narr war drob sehr erfreut und gab die Baumwolle einem Weber. Der Weber machte es auch so, und alle erhielten grosse Belohnungen, obgleich thatsächlich nichts geleistet war.
(Fabel aus China)
Seidel, A. (Hg.)
Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur
Weimar, 1898
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