Donnerstag, 29. Januar 2009

Die, so den Esopum zum Meister ertichtet haben …

Doch mögen die / so den Esopum zum Meister ertichtet haben / vnd sein leben dermassen gestellet /vieleicht Vrsach gnug gehabt haben / nemlich / das sie als die weisen Leute / solch Buch / vmb gemeines Nutzes willen / gerne hetten jederman gemein gemacht (Denn wir sehen / das die jungen Kindern / vnd jungen Leute / mit Fabeln vnd Merlin leichtlich bewegt) vnd also mit lust vnd liebe zur Kunst vnd Weisheit gefürt würden / welche lust vnd liebe deste grösser wird / wenn ein Esopus / oder dergleichen Larua oder Fastnachtputz fürgestellet wird / der solche Kunst ausrede oder fürbringe / das sie deste mehr drauffmercken / vnd gleich mit lachen annemen vnd behalten. Nicht allein aber die Kinder / sondern auch die grossen Fürsten vnd Herrn / kan man nicht das betriegen / zur Warheit / vnd zu jhrem nutz / denn das man jnen lasse die Narren die Warheit sagen / dieselbigen können sie leiden vnd hören / sonst wöllen oder können sie / von keinem Weisen die Warheit leiden /Ja alle Welt hasset die Warheit / wenn sie einen trifft.

Martin Luther
Vorrede aus:
Etliche Fabeln aus Esopo verdeudscht

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