Dienstag, 6. Januar 2009

Die geschwätzige neue Art

Daß, bey den Alten, die Aesopische Fabel nicht zu dem Gebiete der Poesie, sondern der Rhetorik gerechnet worden, hat G.E. Lessing in s. Abhandlung von dem Vortrag der Fabeln, S. 222. Ausg. von 1777 bereits bemerkt; allein, daß erst daraus, daß die Neuern sie blos als Gedicht ansehen, auch die geschwäzige neuere Art sie zu erzählen, und die Zierrate in dem Vortrage derselben entsprungen sind, wird, meines Bedünkens, durch eine Stelle in des Priscians Praeexercitamentis rhetor. ex hermogene (ap. Putsch. S. 1330) widerlegt, wo schon von zweyerley Arten ihres Vortrages, breviter und latius, gesprochen, und jede mit Beyspielen belegt wird.

Johann Georg Sulzer
Allgemeine Theorie der Schönen Künste in einzelnen,
nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter auf einander folgenden,
Artikeln abgehandelt von

Zweyter Theil
Neue vermehrte dritte Auflage
Frankfurt und Leipzig, 1798

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