(Eine Fabel aus dem alten Indien)
Lange saß der Mann vor der Trommel und sah sie an. Dann, als alle glaubten, er wäre eingeschlafen und würde nun nicht mehr spielen, nahm er sie vorsichtig in seinen Schoß und begann leise und zaghaft mit den Händen auf Fell und Rahmen zu klopfen und zu streicheln. Immer intensiver wurde das Spiel, so dass alle bald von den bezwingenden Rhythmen gefangen waren.
Als nach dem Spiel einer der Zuhörer fragte, ob es auch hätte sein können, dass er nicht getrommelt hätte, sagte der Mann: »Die Trommel kann man nicht spielen. Man muss hören können und sich von ihr leiten lassen. Ein richtiger Musiker wird von ihr gespielt – dann ist es Musik.«
Horst-Dieter Radke
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