Samstag, 21. Juni 2008

Aufbau der Fabel

Wenn man bei der knappen Form der Fabel von einem Aufbau sprechen kann, dann ist es der Folgende: Zunächst wird in die Situation eingeführt. Ein Wort mag genügen, meist ist es aber ein Satz.

»Ein reicher Athener machte mit andern eine Seefahrt.«

Die Situation ist damit ausreichend geschildert: eine Fahrt auf hoher See, Protagonist ist ein reicher Athener, andere Schiffsreisende sind aber auch noch dabei.
Als nächstes wird das Problem geschildert. Das kann schon umfangreicher ausfallen, sollte aber im Bewusstsein, dass die Fabel an Knappheit niemals leidet, nicht zu umfangreich ausfallen.

»Als ein heftiger Sturm aufkam und das Schiff kenterte, suchten sich alle andern durch schwimmen zu retten. Der Athener aber, der bei jeder Gelegenheit die Athene anrief, gelobte ihr wunder was, wenn sie ihn rette.«

Anschließend folgt die Lösung des Problems (oder die Auflösung der kritischen Situation). Im Allgemeinen kann sie kürzer ausfallen als die Problemschilderung, keinesfalls aber länger.

»Da sagte einer von den Schiffbrüchigen, der in der Nähe schwamm: ,Beten kannst du zu Athene, aber du mußt auch schwimmen!’«

Damit ist die Fabel eigentlich zu Ende. Nicht selten aber wird noch die Aussage der Fabel in einem letzten Satz formuliert (sozusagen die Lehre daraus):

»Wer ins Unglück gerät, muß erst selbst etwas für sich tun und dann den Gott zu Hilfe rufen.«
(Äsop: Der Schiffbrüchige)
Horst-Dieter Radke

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

der aufbau ist sehr gut geschildert
gut zum üben und verstehen