Montag, 26. Mai 2008

Faustin

Faustin, der ganze funfzehn Jahr
Entfernt von Haus und Hof und Weib und Kindern war,
Ward, von dem Wucher reich gemacht,
Auf seinem Schiffe heimgebracht.
»Gott«, seufzt der redliche Faustin,
Als ihm die Vaterstadt in dunkler Fern' erschien,
»Gott, strafe mich nicht meiner Sünden
Und gib mir nicht verdienten Lohn!
Laß, weil du gnädig bist, mich Tochter, Weib und Sohn
Gesund und fröhlich wiederfinden.«
So seufzt' Faustin, und Gott erhöhrt' den Sünder.
Er kam und fand sein Haus in Überfluß und Ruh'.
er fand sein Weib und seine beiden Kinder,
Und – Segen Gottes! – zwei dazu.
Lessing, Fabeln und Erzählungen

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