Mittwoch, 8. Juli 2009

Die 145. Fabel: Der Tod und die Katze


Der Tod fand sich bey einer Katze ein, der er ankündigte, sie müßte die Welt verlassen. Die Katze bat ihn, ihr nur noch ein wenig Zeit zu lassen, daß sie Busse thun könnte. Der Tod ließ sich überreden, und gieng diesesmal wieder fort. Die Katze nahm darauf von ihrer Frau, von ihren Kindern, von ihrer Familie und von ihren guten freunden Abschied, und begab sich in das näheste Möchskloster, wo sie sich als ein eyfriger Büßender in die Vorraths- oder Speisekammer des Klosters verschloß, und daselbst die Zeit mit Essen und Beten zubrachte. Nachdem sie nun in dieser Busse speckfett geworden war, daß sie auch in der Fettigkeit dem Prior des Kloster selbst nichts nachgab, stellte sich der Tod aufs neue ein. Die Katze bat um einen längern Aufschub, um ihre Busse zu Ende zu bringen. Ach! sagte der Tod: Ich sehe aus deiner Gestalt, daß du ein vollkommener Büßender bist, und daß man dir die Canonisation nicht abschlagen darf: daher ist es deine bequemste Zeit, daß du stirbest. Hierauf schleppte er die Katze fort.

Diese Fabel zeiget, wie wichtig die Busse der Mönche ist.

Ludvig Holberg

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