Montag, 23. Januar 2017

Der Soman-Soman-Dämon

Einmal fuhr ein Mann zum Festland und ließ seine Frau mit dem neugeborenen Kind zurück. Die Frau wickelte das Kind, legte es in eine Wiege, verließ die Hütte und ging Reis stampfen. Als die Sonne niedrig stand, hörte sie plötzlich eine Stimme:

Stampfe weiter, denn es ist noch ein Kopf übrig!
Siebe weiter, denn es ist noch ein Kinn übrig!
Seihe weiter, denn es ist noch ein Ohr übrig!

Als sie nichts mehr vernahm, eilte sie zurück zu ihrem Haus. In der Wiege sah sie nur noch Blut. Im gleichen Moment sprang etwas aus der Wiege und die Frau erblickte einen kleinen, sehr alten Mann mit gekrümmten Rücken und rot gefärbter Jacke.

Sie schrie um Hilfe und bald eilten die anderen Leute des Dorfes herbei. Keiner konnte den Dämon jedoch sehen und so nahmen sie die Frau mit den Resten ihres toten Kindes mit hinaus und zündeten dann Haus an. Als sie am anderen Morgen nachschauten, fanden sie eine verkohlte Wildkatze in der Asche.

Nun hatten sie Ruhe vor dem Dämon.

nach: Der Soman-Soman-Dämon’ und die Frau, die Reis stampfte
aus: Die Insel der schönen Si Melu
Indonesische Dämongeneschichten, Märchen und Sagen aus Simalur
von Dr. Hans Kähler
Erich Röth-Verlag, Eisenach und Kassel, 1952

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