Foto: (c) Mirjam Radke
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Spätere Forschdungen haben ergeben, daß nciht nur ein großer Theil der malayischen Bildung unter indischem Einfluß stand, sondern daß die höchst merkwürdige Kavi-(Kawi)Sprache und Literatur auf der Insel Bali (östlich von java) ein Ableger der Sanskrit-Literatur ist, zu der sich das gewöhnliche Bali ähnlich verhält wie die indischen Präkrits zum Sanskrit.
Auf Bali fanden sich zwei Bearbeitungen des Ramayana: die eine von M’pu Raja Kusuma, auch Yogisvara (Fürst der Büßer) genannt, Vater des M’pu (Hempu) Tanakung, die andere von dem Dichter M’pu Dharmaja, Verfasser der Svaradahana. Die Sprache ist reines Kavi mit sehr starkem Sanskrit-Beisatz. Das Gedicht ist hier nicht in sechs Bücher getheilt, sondern in 25 Gesänge (wie die singhalesische Bearbeitung). Mehrere Episoden fehlen, so die langen Geschichten von Ramas Jugend im Bala-Kunda, die Erzählungen des Vasishtha aus den alten Zeiten, von den Sagariden, von der Herabkunft der Ganga, von der Buße Vicvamitras. Der Uttara-Kunda bildet im Bali ein eigenes Werk. Ob diese Kürzungen einer ursprünglich kürzeren Sanskritvorlage oder einer spätern, auszüglichen Bearbeitung zuzuschreiben sind, ist fraglich. Letzteres dürfte doch das wahrscheinlichere sein.
Alexander Baumgartner (1841-1910)
Das Ramayana und die Rama-Literatur der Inder, 1894
(S. 158)
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