Donnerstag, 21. Oktober 2010

Der Fuchs und der Marder


Ein Fuchs, der manches Huhn den Bauren abgenommen,
Ließ Nachbar Mardern zu sich kommen,
Freund, hob er an, ich bin betagt,
Und, wie du siehst, nicht weiter tüchtig
Den Hühner nachzugehn, mein Fuß ist zwar noch flüchtig,
Allein der Schnupfen, der mich plagt,
Benimmt mir alle Kraft, das Wildpret auszuspüren,
Deswegen könntest du mich führen;
Es mangelt dir nicht an der Spur.

Zu dienen, sprach der Freund! mein Herr befehle nur,
Vor mir mag sich kein Raub verkriechen,
ich kann ihn auf die Meile riechen,
Es sey Huhn, Täuber oder Hahn.

Inmittelst sah der Fuchs des Führers Rüssel an,
Und sieh, es guckt auf allen Seiten
Das Zahnfleisch durch die Schnauze vor.
Was ist das? sprach der Fuchs, der schon den Muth verlor:
Ach nichts, versetzte der. Wie? gar nichts? Kleinigkeiten,
Doch aber? je mein Herr! fing Nachbar Marder an,
Der Dorfhund, Greif, hat es gethan,
Der Bube hat mich so gebissen,
Und mir das Maul mit aufgerissen.
O! Seufzte Reinecke, wenn diesem also ist,
So werd’ ich keine Feder rupfen,
Dir fehlt die Nas’ ich schwimm’ in Schnupfen.

***

Wer Schwache leiten will, der sey
Von ihrer Schwachheit selber frei.

Magnus Gottfried Lichtwer

Keine Kommentare: