Eine Frau ging zum Wasserloch in den Wald, um Trinkwasser zu holen. Da sah sie am Boden der Quelle eine köstliche, rotleuchtende Frucht. Sie hatte großes Verlangen danach und wollte sie gern haben. Aber jedesmal, wenn sie dieselbe heraufzuholen versuchte, verschwomm und verschwand die Frucht; sie war jedoch immer wieder da, wenn die Frau die Hand aus dem Wasser gezogen hatte. Da die Frau die Frucht nun haben wollte, versuchte sie es auf eine andere Weise. Sie begann, das Wasser mit der Hand aus der Grube zu schöpfen. Immer wieder sah sie die Frucht, als aber kein Wasser mehr in der Grube war, verschwand auch die Frucht wieder. Die Frau war sehr betrübt und wollte schon wieder nach Hause gehen, als sie über sich eine Stimme hörte: »Was suchst du mich dort unten, hier bin ich!« Erstaunt sah die Frau nach oben und an einem Aste die köstliche Frucht hängen; was sie anfangs erblickt hatte, war nur das Spiegelbild der Frucht in der Quelle gewesen.
Hambruch, Paul
Südseemärchen
Jena 1916
Südseemärchen
Jena 1916
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