Montag, 2. März 2009

Wenn dichtend Träum' und Fabeln ich erdenke

Wenn dichtend Träum’ und Fabeln ich erdenke
Und zeichne sie auf weiße Blätter hin,
Nehm’ ich so Antheil dran, Thor, der ich bin,
Daß um Erfundnes ich mich gräm’ und kränke.

Doch wenn ich nicht mich in die Kunst versenke,
bin ich dann weiser? ruhiger mein Sinn?
Und was an Lieb’ und Zürnen lebt darin,
Ist’s wesenhafter, als was ich nur denke?

Ach, nicht nur was ich dichte, sind zuhauf
Nur Fabeln, Hoffnung, Kummer und Beschwerde
Nur Schein und Trug! Von Wahn bin ich befangen.

Ein Traum ist meines Lebens ganzer Lauf.
Laß du, Herr, wenn ich einst erwachen werde,
Mich an der Wahrheit Busen Ruh’ erlangen!

Pietro Metastasio, (1698 - 1782)
Übersetzung: Paul Heyse

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