… Da in der Fabel die Phantasie den unbeschränktesten Spielraum hat, so pflegt man im Allgemeinen alle Erdichtungen, im Gegensatze gegen die Wirklichkeit, Fabeln zu nennen, sowie man die Gestalten der Einbildungskraft, welche aufgeführt werden, als fabelhaft bezeichnet. Sehr mit Unrecht werden vorzugsweise inhaltleere, bedeutungslose Erdichtungen Fabeln genannt. Vielmehr liegt es im Wesen der eigentlichen Fabel, eine Bedeutung zu haben. Die Alten, und nach ihnen auch neuere Schriftsteller, nannten daher die in einem Schauspiele dargestellte Geschichte, dieselbe mochte nun eine historische, mythologische oder rein aus der Phantasie des Dichters hervorgegangene sein, die Fabel des Stücks, denn jedes Kunstwerk soll eine tiefe, innere Bedeutung haben.
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon
Band 2. Leipzig 1838., S. 1
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