Als mit der Freiheit und Unabhängigkeit zugleich das eigenthümliche Volksleben der griechischen Städte und Landschaften, und mit ihm die Zeugungskraft immer neuer Dicht- und Kunstarten untergegangen war unter der Herrschaft der Könige nach Alexander, that Theokrit einen glücklichen Griff in der Poesie des Stillebens, indem er aus der Komödie der Sicilier und den Mimen heraus das Idyll schuf, und damit gewann die Poesie, den damaligen Zuständen angemessen, eine neue Belebung, welche mehrere Jahrhunderte nachhalten konnte. Der zweite glückliche Griff zur Zeit der römischen Kaiserherrschaft war die Fabeldichtung des Babrios, eine Unterthanen-Poesie welche ihren Stoff aus dem von jeher despotisch beherrschten Orient durch eine Sclaven zugeführt erhalten hatte, und, eben weil sie so gut für die damalige Menschheit paßte, allgemein mit Liebe aufgenommen und mit Eifer gepflegt worden ist. Babrios ist der letzte volksthümliche Dichter des Alterthums, und die Fabeldichtung das letzte naturwüchsige Erzeugniß auf dem Boden der griechischen Welt …
Johann Adam Hartung
im Vorwort zu:
Babrios und die älteren Jambendichter
Leipzig 1858
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