Dienstag, 23. Juni 2015

Kurze Geschichte der Fabel

(Neufassung)

Fabeln sind kurze, lehrhafte Erzählungen, in denen Tiere handeln und agieren. Es gibt sie in der Erzähltradition fast aller Völker. Mit zu den ältesten Fabelsammlungen gehört die indische Sammlung Pantschatantra, die vermutlich im 3.-2. Jahrtausend v. Chr. zusammen gestellt wurde. Die heute bekannten Texte stammen aber aus dem 3.-6. Jh. n. Chr. Fabeln sind auch aus dem alten Ägypten bekannt.

Ausgangspunkt in der europäischen Fabeltradition ist Äsop (um 600 v.Chr.). Zur mittelalterlichen Schullektüre gehörten lateinische Fabelsammlungen. Einer der ersten Fabeldichter, der die Mittelhochdeutsche Sprache nutzte, war der Stricker (13.Jh). Große Beliebtheit genoss die Fabel im Humanismus und in der Reformationszeit. Hans Sachs (1494-1576) und Martin Luther (1483-1546) bereicherten die Fabeldichtung nicht unwesentlich. Danach wurde die Fabel erst im 17. Jh. wieder populär, durch La Fontaine (1621-1695) in Frankreich und durch ihn angeregt im 18. Jh. auch in Deutschland. In dieser Zeit gab es eine Motivverschiebung: An Stelle der moralischen Belehrung trat nun die Betonung der bürgerlichen Lebensklugheit. Aus der Vielzahl der Fabeldichter des 18. Jahrhunderts sind von Friedrich von Hagedorn (1708-1754), Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) und Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) zu nennen.

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), der sich mit seinen Fabeln wieder an Äsop orientierte, brachte die Fabel zu einem Höhepunkt und schloss diese Entwicklung weitgehend ab. Es gab danach zwar immer noch eine hohe und deutliche Produktion an Fabeln bis ins 19. Jh. hinein, aber sie wurde meist zur Belehrung von Kindern und Schülern eingesetzt, so z.B. von dem Pfarrer Wilhelm Hey (1789-1854).

Moderne Dichter des 20. Jahrhunderts griffen die Fabel gelegentlich auf. Beispiele finden sich bei Franz Kafka (1883-1924), Berthold Brecht (1898-1956), Wolfdietrich Schnurre (1920-1989).

Ausführlicheres über die Fabel ist hier zu finden.

Horst-Dieter Radke

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