Der Emu Dinewan machte einmal mit seinen beiden Frauen, den Krähen Wahn, einen Ausflug. Unterwegs bemerkten sie, daß die Wolken sich zusammenballten und es bald Regen geben würde. Da trugen sie schnell einige Rindenstücke herbei und machten sich eine kleine Hütte. Und als es anfing zu regnen, schlüpften sie hinein, um nicht naß zu werden. Dinewan wollte seinen Frauen aber einen Possen spielen. Als sie gerade nicht hinsahen, stieß er gegen ein Stück Rinde, so daß es umfiel. Dann sagte er seinen Frauen, sie sollten doch hinausgehen und es wieder aufsetzen. Als sie es taten und draußen waren, stieß er ein anderes Rindenstück um; und kaum waren die Frauen wieder in der Hütte, da konnten sie auch schon wieder hinausgehen. So machte er es viele Male, bis die Frauen schließlich Verdacht schöpften und verabredeten, daß eine aufpassen sollte. Die sah nun, wie Dinewan stets die Rindenstücke wieder umstieß, die sie gerade aufgestellt hatten, und wie er sich bei dem Gedanken vor Lachen bog, daß seine Frauen in die Nässe und Kälte hinaus mußten, um den Schaden zu kurieren, während er trocken und behaglich sein Abendbrot verzehren konnte. Sie erzählte dies der anderen; und nun wollten beide ihm eine gehörige Lektion erteilen. Sie krochen in die Hütte hinein, und jede trug ein Stück Rinde mit glühenden Kohlen. Dinewan wälzte sich gerade vor Lachen; sie gingen aber geradenwegs auf ihn los und sagten: »So, nun sollst du einmal so schwitzen, wie es uns gefroren hat,« und damit schütteten sie die Kohlen über ihn. Da sprang Dinewan in die Höhe und schrie laut auf vor Schmerz, denn er hatte sich tüchtig verbrannt. Er fiel über seine eigenen Füße und lief in den Regen hinaus. Diesmal blieben die Frauen in der Hütte und lachten über ihn.
Paul Hambruch
Südseemärchen, 1916
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