Es findet sich noch eine Materie, so in der Medicin beliebt ist, unter dem Nahmen: das wahre oder rechte Einhorn / Unicornu Verum, auch Unicornu Marinum genannt, das ist ein sehr langer, gestreiffter, und gleichsam gewundener Zahn eines gewissen Grön-Ländischen Wallfisches / siehet äusserlich gelb, inwendig aber weiß aus, wird von den Grönland-Fahrern zu uns bracht. Der Fisch, wovon es herrühret, wird Narhual genennet, weilen er sich vom Aaß und Todten-Cörpern, so dorten Nar heissen, ernehret, und von Thoma Bartholino in einem eigenen Buch beschrieben, daß er den andern Wallfischen nicht viel ungleich, und ohngefehr 30. Ellen lang sey; zwey Floß-Federn auf den Seiten, 3. Hügel auf dem Rucken, und unten am Bauch nur einen habe. Aus dessen lincken Ober-Kienbacken ein langer Zahn, gerad vor sich heraus stehet, womit er das Eiß brechen soll: weswegen das sogenannte Horn öffters forn abgebrochen ist. Und gehet also dieser Zahn nicht aus der Nasen, wie Olearius l. c. redet, indem dieser Fisch keine Nase hat: und wie die andern Wallfische durch zwo Löcher, so oben in dem Nacken stehen, und nicht durch die Nase respirirt, auch das Wasser daraus in die Höhe wirfft: Sondern er sitzet in seiner Höhle, am obersten Kinnbacken, wie die Zähne an andern Thieren. Ob aber ein Fisch zwey solche Zähn habe, wie D. Jacobi in Mus. Reg. Haffn. muthmasset, auch dergleichen eines gesehen hat, muß die Erfahrung weiter lehren. Dieses aber ist gewiß, daß unten in dem grossen Horn oder Zahn offt noch ein kleiner stecket, wie Herr. Doct. Reusel in der Kunst-Kammer zu Stuckardt gesehen: Weßwegen Simon Urias lib. 1. Grœnlandiæ Antiq. fol. 285. nicht unbillig schliesset, daß diesem Wallfisch die Zähne, wie denen Menschen, ausfallen, und andere wachsen thäten.
Bräuner, Johann Jacob:
Physicalisch= und Historisch= Erörterte Curiositaeten.
Frankfurth am Mayn 1737.
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