Es hat einmal einer gedichtet, daß auf einem vornehmen Jahrmarkt der Teufel auch seine Hütten habe aufgeschlagen, nichts aber anders gehabt habe als Häut, deren er in Menge, gleichsam reißenderweis verkaufte. Dessentwegen hat einen Poeten der Fürwitz angespornt, zu sehen, was doch ein jedweder für Haut einkaufe und einkrame. Indem er also fortgeht, begegnet ihm ein altes Mütterle mit geschimmelter Barocka – ein rare Antiquität mit einem hölzernen Handpferd, wormit es den schwachen Füßen eine Beihülf leistete. Diese tragte etliche Haut unter den Armen, und soviel es konnte abnehmen, waren's lauter Karg-häut. Bald nach diesem sieht er kommen zwei junge Herren, die in ihrem Gespräch zuweilen ein lateinisch Wort darunter einmischten, worauf er sicher glaubte, daß sie studierte Gesellen wären. Die hatten gleichfalls ziemlich viel Haut eingekauft; und soviel er konnte erkennen, so waren's lauter Frei-häut. Unweit von diesen sah er einen, der ziemlich rot um die Nas, als war sein Gesicht aus preußischem Leder geschnitten; er haspelte gar seltsam mit den Füßen, und konnte man leicht wissen aus dem krummen Gang, daß er grad aus dem Wirtshaus komme. Der hat ebenfalls etlich Haut einkauft und ziemlich viel; es waren aber keine andern als lauter Voll-häut. Kaum als dieser aus den Augen gekommen, so vermerkte er, daß mit zugespitzten Schuhen wie die Starnitzel und Tüten eine Jungfrau dahergetreten, die aufgeputzt war wie der Palmesel acht Tag vor Ostern. Dieser gab er einen höflichen guten Morgen mit dem Beisatz, warum doch sie eifrig nach Haus eile, und bekam die Antwort, ihre gnädige Frau werde bald aufstehn, destwegen sie zum Dienst eile (es war dazumalen schon eine Viertelstund über 10 Uhr!). Diese hat sehr viel Haut vom Markt getragen, und waren's nichts als Stolz-häut. Andre tragten andre Haut: ein Fuhrmann oder Kutscher war daselbst, der hatte Grob-häut; ein Soldat hatte Frech-häut, ein Bettler Träg-häut. In Summa, allerlei Haut haben die Leut eingekauft. – Der gute Poet wollt doch auch wissen, bei was für Haut der Teufel den größten Gewinn habe; ist endlich hinter die Wahrheit kommen: daß der Satan sein bestes Intresse und Geschäftchen an – Gelegen-häut habe.
Obschon dieses Gedicht übel geschlicht', so ist doch wahr gewesen und wird auch wahr bleiben, daß die Gelegen-heit sehr viel Menschen zur Sünd und folgsam zum Teufel und Verderben bringt.
Abraham a Santa Clara
(1644 - 1709)
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