Wenn jeder gleich verdient, ein Freund genannt zu werden,
Der, wenn er uns erblickt, mit lächelnden Geberden,
Uns grüßt, uns gern zu sehen scheint;
Der eilt, und den besuch uns niemals schuldig bleibet,
Beym Weine mit uns scherzt, und uns die Zeit vertreibet;
Was ist gemeiner, als ein Freund?
Jedoch gehört allein für den des Freundes Name,
Der unsre Sorgen theilt; gerührt von unserm Grame,
Mit uns in unserm Unglück weint;
Uns, eh wir bitten, hilft; uns liebt, doch uns nicht schmeichelt;
Ja, träf ihn unser Zorn, nicht unsern Lüsten heuchelt;
So ist nichts seltner, als ein Freund.
Dieß glaubt‘ auch Sokrates. Wer weiß, scheint er nicht vielen,
Die vor dem Glück noch nicht der Freunde Mangel fühlen,
Wenn ich erzählt, was er gesagt,
Ein Menschenfeind zu seyn, den seine Milzsucht plagt.
Als er ein kleines Haus sich einstens angelegt,
Fragt ihn, ich weiß nicht, wer? wie nun der Vorwitz pflegt:
Was doch dem großen Mann, dem weitberühmten Weisen,
Den selber die Orakel preisen,
Die enge Hütte nützen soll?
Der Weise spricht darauf: Wie viel wollt‘ ich drum geben;
O wie vergnügt wollt‘ ich nicht leben,
Hätt‘ ich es erst von wahren freunden voll!
Wer dieß dem weisen Mann verdenkt,
Der weiß noch nicht die Anzahl seiner Feinde,
Die ihn theils öffentlich, theils heimlich auch gekränkt.
Doch hätt‘ er euch gekannt, ihr Freunde,
Die mir des Himmels Gunst geschenkt:
So zweifl ich nicht, er hätt‘, um euerwillen,
Der süßen Hoffnung nicht entsagt,
Mit Freunden, die kein Sturm verjagt,
Sein kleines Haus ganz anzufüllen.
Der, wenn er uns erblickt, mit lächelnden Geberden,
Uns grüßt, uns gern zu sehen scheint;
Der eilt, und den besuch uns niemals schuldig bleibet,
Beym Weine mit uns scherzt, und uns die Zeit vertreibet;
Was ist gemeiner, als ein Freund?
Jedoch gehört allein für den des Freundes Name,
Der unsre Sorgen theilt; gerührt von unserm Grame,
Mit uns in unserm Unglück weint;
Uns, eh wir bitten, hilft; uns liebt, doch uns nicht schmeichelt;
Ja, träf ihn unser Zorn, nicht unsern Lüsten heuchelt;
So ist nichts seltner, als ein Freund.
Dieß glaubt‘ auch Sokrates. Wer weiß, scheint er nicht vielen,
Die vor dem Glück noch nicht der Freunde Mangel fühlen,
Wenn ich erzählt, was er gesagt,
Ein Menschenfeind zu seyn, den seine Milzsucht plagt.
Als er ein kleines Haus sich einstens angelegt,
Fragt ihn, ich weiß nicht, wer? wie nun der Vorwitz pflegt:
Was doch dem großen Mann, dem weitberühmten Weisen,
Den selber die Orakel preisen,
Die enge Hütte nützen soll?
Der Weise spricht darauf: Wie viel wollt‘ ich drum geben;
O wie vergnügt wollt‘ ich nicht leben,
Hätt‘ ich es erst von wahren freunden voll!
Wer dieß dem weisen Mann verdenkt,
Der weiß noch nicht die Anzahl seiner Feinde,
Die ihn theils öffentlich, theils heimlich auch gekränkt.
Doch hätt‘ er euch gekannt, ihr Freunde,
Die mir des Himmels Gunst geschenkt:
So zweifl ich nicht, er hätt‘, um euerwillen,
Der süßen Hoffnung nicht entsagt,
Mit Freunden, die kein Sturm verjagt,
Sein kleines Haus ganz anzufüllen.
Johann Adolf Schlegel
Leipzig 1769
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