Mittwoch, 27. Juli 2011

Hundelîn und esel


II.

Hivor ein herre zôch ein kleines hundelîn.
es prang âuf in und tet im sîner liebe schîn:
er streichet es und gab im sîner spîse.
Der esel sprach „du wilt ouch trîben solche list:
sind das du nutzer und ouch baz geborn bist,
wer weiz ob im gevalle dîne wîse.“

Eins tages er den herren sach:
er sprang ûf in und snapte im nâch dem munde.
die tôrheit ungelucke rach:
dô er sich glîchen wolde dem hunde,
der herre rief die diner an,
daz si in machten von dem esel frîe.
im wart dô slege vil getân.
er sprach „verfluchet sî die eselîe!
ich missevalle, sich ich wol, dâmit ich wolde behagen:
mîn herre: der engibt mir nicht
durch solche schicht“.
ein ôder sin in gîticheit, muz schanden borden tragen.


Heinrich von Müglin
aus: Fabeln und Minnelieder
Herausgegeben von Wilhelm Müller
Göttingen, 1847

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