Montag, 12. April 2010

Der Krebs und die Schlange

Ein Krebs wollte über Land reisen, unterwegs kommt er zur Schlagen, die wird sein Gefährte. Nun windet und schlingt sich die Schlange und geht die Quer und macht sich krumm; der Krebs, der auf viel Beinen übel zu Fuße war, folgt seinem schlimmen und ungeraden Wandergesellen und geht sich außer Atem, helligt und mergelt sich in dieser schweren Reise ab. Wie es Abend wir, kehren sie beide unter einem Strauch ein, die Schlange legt sich in Ring und fähet an zu schlafen und zu Schnarchen. Der Krebs ist müde, und will kein Schlaf in seine Augen, und tut ihm das Schnarchen und Zischen wehe, und will die Schlange stoßen, dass sie still liege. Wie sie auffährt und will sich wehren, ergreifft er sie mit seiner Schwere beim Kopf und drückt hart zu, bis ihr der Atem ausgeht, da streckt sie sich die lange Länge aus und liegt so tot fein grad. »Ei“, sagt der Krebs, »wenn du heut so grad gegangen wärest, hätte ich auch besser folgen können.«


Martin Luther

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