Sonntag, 20. September 2009
Kloster Andacht
In einem Kloster waren heilig’ Leute
Als an manchem Ende auf Erden heute.
Da kam ein Edelmann, und bat,
Daß sie für sein’ Missethat
Unsern Herrn bäten,
Und das mit Fleiß thäten.
Ein schön Roß hat er mit ihm bracht,
Und sprach: wer nun mit süßer Andacht
Ein Paternoster gar zubrächt’,
Daß er anderswo nit gedächt’,
Der sollt’ seinem Kloster das Roß gewinnen;
Das ließ ich hie und gieng von hinnen.
Die Klosterleut’ zusammen giengen,
Da sie des Herrn Red’ verfiengen,
und baten einen, der sonderlich
Unserm Herren diente inniglich.
Und den man für heilig härte,
das man sie bat, daß er es thäte.
Der kniet’ bey einem Altar nieder,
Und da er sich aufrichtet’ wieder,
Er sprach: soll mir nit wesen zorn?
Der Sattel hat uns das Roß verlorn;
Da ich das letzte Wort in dem Mund
Hatt’, da gedacht’ ich an der Stund:
Soll der Sattel uns auch nit werden?
Wer kann so gewiß nun seyn auf Erden,
Daß fliehende Gedanken sein Gebet.
Nit rühren, so gern er Andacht hätt’?
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