Mittwoch, 6. Mai 2009

Kunst und Gunst

Zur Ulme fleht die Rebe:
»Reich mir die Hand, und hebe
mich auf zu Luft und Licht.
Was ich empor auch strebe:
Gedörn, so mich umflicht,
läßt mich gedeihen nicht.
Du bist so groß und mächtig;
ich mache dich noch prächtig:
ich will dein Haus umschlingen
rundum mit einem Kranz,
hinein dir Düfte bringen
und goldner Früchte Glanz.«

Die Ulme war gewogen,
hat sie empor gezogen,
und prangt vor andern weit.

Darnach als Sturm und Zeit
den Baum daniederbogen,
ward ihm die Reb’ ein Stab,
der lang noch Haltung gab.


Abraham Emanuel Fröhlich

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