Freitag, 12. April 2013

Kalle Knickohr


Kalle Knickohr, das Kaninchen, saß auf der Wiese und schaute sehnsüchtig den großen runden Strohballen an. Das Stroh duftete herrlich. Nach milden Sommerabenden und Sonnenschein. Doch der Sommer war zu Ende und Kalle brauchte dringend ein warmes Polster für seinen Bau und etwas zum Knabbern in den kalten Wintermonaten. Er hatte schon alles versucht, um den mächtigen Rundballen in seinem Bau unterzubringen. Rollen, schieben, zerren, drücken, nichts hatte geklappt. Kalle hatte den Strohballen keinen Millimeter vom Fleck rücken können. Da kam der Esel des Weges.
»I-ah, hallo Knickohr. Was schaust du denn so enttäuscht?«
»Ach Graufell, ich würde gerne den Strohballen in meinen Bau bringen, aber ich bin nicht stark genug«, antwortete das Kaninchen.
»Ich würde dir ja gerne helfen, aber ich bin vom Grasen auf der Weide schon so erschöpft, dass ich kaum noch einen Huf vor den anderen setzen kann.«

Eine Maus, die das gehört hatte, lachte laut fiepend los: »Was bist du nur für ein faules Tier, Graufell.«
Der Esel iahte empört und trottete davon. Das Mäuschen aber sagte zu Kalle Knickohr: »Was ein großer fauler Esel nicht schafft, dass schaffen emsige kleine Mäuschen im Handumdrehen. Warte einen Augenblick.«
Sie huschte davon und kam einige Augenblicke später mit unzähligen anderen Mäusen zurück. »Wir helfen dir, wenn du das Stroh mit uns teilst«, sagte die Maus.
Kalle war einverstanden und so machten sich die Mäuse ans Werk. Wie graue Schatten huschten sie über das Feld, machten sich über den Rundballen her und schleppten kleine Bündel aus Strohhalmen zum Bau des Kaninchens. Als dessen Vorratskammern prall gefüllt waren, war noch genug übrig um auch die Schlafhöhlen der Mäuse behaglich auszupolstern. Am Abend kuschelten sich alle gemütlich in ihr Stroh. Kalle streckte sich und seufzte wohlig: »Erstaunlich, was viele kleine Pfoten mit der richtigen Idee alles vollbringen können.«
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