Freitag, 30. November 2012

A. de Nora: Das lockende Blut


Keine Fabeln, aber fabelhafte Erzählungen und Gedichte hat der heute leider zu Unrecht vergessene Münchner Arzt und Schriftsteller A. de Nora (1864 - 1936) (Pseudonym für Anton Noder) geschrieben. Den Nationalsozialisten war er nicht genehm, weil er sich all zu offen gegen den Antisemitismus gestellt hatte. Nach dem Krieg waren die Jungen nicht mehr an den alten Schriftstellern interessiert und da er nicht mehr lebte, wie manch anderer Angepasste, konnte er sich auch nicht mehr in Erinnerung bringen. Sein Verlag – L. Staackmann - kümmert sich heute nur noch um das Werk Peter Roseggers sowie vor allem um Sachliteratur (Naturheilkunde, Geschenkbücher u.a.).

Bekehrung

Ich liebt‘ einmal ein Mädel
Ein jung‘ frisches Weib,
Gold’ne Gedanken im Schädel
Ein golden‘ Herz im Leib.

Da sind die Pfaffen gekommen
Und haben der armen Dirn‘
All, all ihr Gold genommen
Aus Herzen und Hirn.

Und haben dem süßen Geschöpfchen
Die Seele erfüllt mit Nacht
Und in das lustige Köpfchen
Gott und den Teufel gebracht.

Nun wird sie ja wohl erwerben
Die himmlische Seligkeit,
Und muß sie auch vorher sterben
An irdischem Herzeleid.

(aus: Stürmisches Blut, 1924)


Einige Erzählungen und Gedichte von A. de Nora habe ich in einem E-Book zusammen gestellt, das im Kindle Shop zu finden ist.


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