Dienstag, 9. November 2010

Die Grasmücke und der Kuckuck


E Kukmand aa den lile Fauel

Din nysle Ree, hvori De bitte smaae Ekk ligger, gier a saa gjen lie, te a vil forar Doe et stor Ekk a mie eien. Rug et kon godt ur, a foer den ung Fauel med Flauer aa. Mög, aa Do skal kon see, hvor stor den skal blyv.
Den lile Faul gör et.
De vaer it loeng, saa komm der en ung Fauel ur a e Ekk, men de var en Kukmand. Den slugt oll e Mög som die Gammel komm mæ, aa di anner smaae unger sek snar flet ingen. Da en bleuv störr smeer en dem saagar ur a e Ree, aa die dpe. Tesist slugt en aassaa di Gammel, som hay foret den.

Saadan gaaer et die smaae Fauel, som teier et kukmandsekk i doer Ree.


Die Grasmücke und der Kuckuck

»Was hast Du da für winzig kleine Eier in Deinem so niedlich gebauten Neste! Dieß gefällt mir so sehr, daß ich Dir ein großes Ei von meinen eigenen darin schenken möchte. Brüte es nur ja recht sorgfältig aus, und füttre dann den jungen Vogel treu mit Fliegen und Mücken: so sollst Du Freude beleben an seinem Wachsthum.
Die Grasmücke befolgte die Vorschrift. –
Es schlüpfte bald ein junger Vogel aus dem Ei; aber es war ein Kukkuk. Gierig ergriff er alle Insecten, welche die armen Pflegeältern dem Neste zutrugen, daß für ihre eigenen Jungen fast Nichts übrig blieb. Dann schob er diese gar ganz aus dem Neste, wo sie jämmerlich umkamen. Zuletzt ward er so gierig, daß er selbst die Pflegerin verschlang, welche ihn gutmüthig aufgefüttert hatte.
So geht es den Grasmücken, welche ein Kukkuskei in ihr Nest aufgenommen haben.

aus: Zwölf Fabeln
in den nordschleswigschen Mundarten
mit Uebersetzung in der Schriftsprache
Gesammelt von Dr. Gottlieb
Husum, 1844

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