Indische Fabel aus dem Pantschatantra, nacherzählt auf Basis der Übersetzung aus dem Sanskrit von Theodor Benfey (1859) von Horst-Dieter Radke
Samstag, 5. Juli 2008
Die Geschichte vom übereifrigen Affen
Nahe der Stadt, an einem Platz, der von einer Baumgruppe bestanden war, wurde mit dem Bau eines Göttertempels begonnen. Mittags gingen die Werkleute wie alle anderen zum Essen in die Stadt. Da kam eine Affenherde herbei, die in der Nähe hauste. Auf dem Boden lag ein halb gespaltener Balken aus Andschanaholz, in dem ein Keil aus Khadiraholz steckte. Während die anderen Affen nach Herzenslust auf den Wipfeln der Bäume und in dem noch unfertigen Tempel herumsprangen, setzte sich ein Affe, dem ein baldiger Tod beschieden war, auf den gespaltenen Balken und sprach: »Da hat einer einen Keil an der falschen Stelle eingetrieben!«. Er ergriff ihn mit beiden Händen und zog ihn heraus. Es waren aber seine Hoden in den Spalt des Balkens geraten, und sobald er den Keil herausgezogen hatte, geschah ihm, was ich dir schon vorhin sagte: es ereilte ihn ein überaus schmerzhafter, früher Tod.
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