By Unknown medieval artist in Rome [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons
Die Legende Silversters, offenbar erdichtet, um die römische Taufe Constantins zu beglaubigen, muss schon am Ende des 56en Jahrhunderts verfertigt worden sein. Sie ist aus Einem Gusse und trägt keine Spuren späterer Einschaltungen. Der Griechische Text, in welchem sie erhalten, ist augenscheinlich eine Uebersetzung aus dem Lateinischen, der wohl in Rom geschrieben wurde. In dem ganzen Dokumente findet sich nicht ein historischer Zug. Constantin ist zuerst ein Feind der Christen, lässt Viele und darunter seine eigne Gemahlin, da sie den Götzen nicht opfern wollen, hinrichten, so dass Silvester sich nach dem Gebirge Soracte flüchtet. Der Kaiser, mit dem Aussatz behaftet, soll, um zu genesen, sich in einem mit frischen Knabenblute gefüllten Teiche baden, aber durch die Thränen der Mütter dieser Knaben erweicht, verzichtet er auf das grausame Heilmittel und wendet sich, durch eine himmlische Vision belehrt, an Silvester, der ihn durch die christliche Taufe von der Krankheit heilt, worauf ganz Rom, Senat und Volk, an Christus glaubt. Eingeflochten sind noch zwei Episoden. die eine von der grossen Schlange unter dem Tarpeischen Hügel, die mit ihrem Gifthauche Tausende tödtet, bis Silvester die Pforten ihre Höhle verschliesst; und dann eine lange, durch Helena veranlasste, für Silvester siegreiche Disputation mit den Juden.
Der Verfasser hat die Kirchengeschichte des Eusebius gekannt, er will, wie er im Eingange sagt, die Berichte derselben ergänzen; aber die Biographie Constantins, welche der Taufe des Kaisers gedenkt, hat er entweder nicht gekannt, oder er hat doch Unbekanntschaft mit derselben bei seinen Lesern vorausgesetzt. Und wirklich ist es ihm gelungen, seiner Fabel, trotz der so bestimmten und einhelligen Zeugnisse des vierten Jahrhunderts, Eingang zu verschaffen. Selbst die Chronik des Hieronymus, der man doch sonst in geschichtlichen Dingen unbedingt folgte, unterlag zuletzt in dieser Frage.
Johann Joseph Ignaz von Dollinger
Die Papst-Fabeln des Mittelalters
1863
Die Papst-Fabeln des Mittelalters
1863
Papst Silvester I., von 314 bis zu seinem Tod am 31. Dezember 335 Papst, gilt für die römisch katholische Kirche als Namensgeber für den 31. Dezember, für die griechisch- und bulgarisch-orthodoxen Kirchen am 2. Januar und für die russisch-orthodoxe Kirche am 15. Januar.
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