Mittwoch, 7. Dezember 2016

Der Affe und der Hund

Ein Urang-Utang hatte sich
Mit Menschenkleidung säuberlich
Nach neuster Mode ausgeschmückt.
Den Hut in seine Stirn gedrückt
Trat er nun seine Wallfahrt an,
Und zwar mit solchem Schaugepränge,
Als wär' er Sultan Soliman,
Und ihm die weite Welt zu enge.

Das Dörflein sah den fremden Herrn,
Und wich ihm aus, un grüßte ihn von fern.
Doch als im seligen Genuß
Der hohen Würde Petz zum Genuß
Den großen Hut vom Kopfe nahm,
Und man ihm in die Augen sah,
Da hieß es: Seht den Narren da!
man rief und schrie und zischt' ihn aus.

Petz aber lief voll Gram und Scham;
Und als er nun nach Hause kam,
Sprach er zu Phylax seinem Freund:
Ich habe wunderfest gemeint,
Daß ich dem Herrn der Thiede glich,
Und sieh! man verspottet mich,
Und treibt mich fort mit Ungestüm!

Ey! Sprach der Hund, du gleichst ihm
Aufs Haar; allein bloß äußerlich,
Deshalb, mein Freund, verlacht man dich.

***

Der reiche Star will auch ein Denker seyn.
Das Sein ist schwer; er wählt den Schein;
Sein Bildersaal, sein blanker Bücherschrein
Verkünden dir den weisen Mann,
Doch Jammer! Niemand glaubt daran.

Vaterländische Unterhaltungen
Ein belehrendes und unterhaltendes Lesebuch
zur
Bildung des Verstandes, Veredlung des Herzens, Beförderung der Vaterlandsliebe und gemeinnütziger Kenntnisse
für die Jugend Österreichs
von Leopold Chimani
Dritter Teil
Wien 1815, Im Verlage bey Anton Doll

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