Freitag, 31. Juli 2015

Der Schmetterling und die Biene


Ein bunter Schmetterling wiegte sich stolz auf einer Blume. Eine Biene flog auch dahin, um Honig zu sammeln. Der Schmetterling blickte sie mit Verachtung an, und sagte:

»Du haariges Ding! du wagst es, mir an der Seite zu stehen. Sieh, wie meine Flügel glänzen; jedermann hascht nach mir.« – »Jedermann hascht nach dir?« versetzte die Biene: »ich sehe nur Kinder nach dir laufen. Du glänzest zwar; ich aber arbeite. Komm’ in mein Haus, schau meine Arbeit, und verachte mich nicht mehr.« Der Schmetterling schwieg und flog davon.


Diese Fabel ist für euch, ihr Herrchen! die ihr nur die Geschicklichkeit besitzet, von Toilette zu Toilette, wie Schmetterlinge, zu flattern.

Joseph Kraus
Fabeln für unsre Zeiten und Sitten
Erstes Bändchen
Strasburg und Mainz, 1801

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