Einstmals gingen ein Pfau und eine Pfauhenne freundschaftlich zusammen, und da sie sich nicht begatten konnten, machte der Pfau die Bewegung des Begattens und ging dreimal um die Henne herum. Da er dabei eine Thräne vergoss, so fing die Henne diese, ehe sie zur Erde fiel, in ihrem Schnabel auf und verschluckte sie.
Einst dachte der Pfau so: »Kein Geschöpf ist so schön wie ich; indem die Menschen meine Federn anstecken, erlangen sie einen Rang, und mein Futter sind giftige Schlangen«. Während er so sich brüstend dort stand, kam plötzlich ein Geier listig herbei und holte ihn. So war die List sehr mächtig.
Der Pfau ist in der Fabel oft das Bild der Eitelkeit und Thorheit, wie in der von Schiefner, Mélanges asiatiques Bd. VIII, S. 101 mitgeteilten Geschichte, aber andererseits auch das symbol der geistigen Schönheit, Reinheit und Tugend, wozu m,an die Erzählung von dem Pfauenkönig Suvarnaprabhase (Goldglanz) vergleiche.
Aus einer unveröffentlichten Handschrift der Königl. Bibliothek zu Berlin mitgeteilt von B. Laufer
(Fünf indische Fabeln, aus dem Mongolischen von Hans Conon von der Gabelentz)
Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft
Bd. 52 (1898)
(Fünf indische Fabeln, aus dem Mongolischen von Hans Conon von der Gabelentz)
Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft
Bd. 52 (1898)
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