Donnerstag, 28. Februar 2013

Fabeln aus Afrika

Der Februar stand unter dem Motto: »Fabeln aus Afrika«. Bevor er gleich herum ist, schnell noch ein paar Buch- und Hörempfehlungen:

Unter dem Buyubaum

Der Krankenpfleger Daudi erzählt den Patienten im Hospital des Dschungeldoktors von klugen und törichten Tieren.


Awo Olwatuuka

Eine Reise durch die afrikanische Fabel- und Märchenwelt verspricht dieses E-Book:



Bojabi, der Zauberbaum

Eine alte afrikanische Fabel, neu erzählt:


Der Zauber der Schildkröte

Ein fabelhaftes Hörbuch für Kinder in dem erzählt wird, wie die Tiere zu ihren Farben kamen.

Der Hahn


Der Hahn, so sagt man, wurde einst vom Schakal beschlichen und gepackt. Da sprach der Hahn: »Willst Du nicht erst beten, ehe  Du mich tödtest, wie der weiße Mann thut?« Der Schakal erwiderte: »Wie macht er es denn, wenn er betet? Nun?« »Er faltet die Hände,« sagte der Hahn. Da faltete der Schakal die Hände und betete. Der Hahn sprach wiederum: »Du guckst ja umher; mach‘ doch die Augen zu!« Das that der Schakal, der Hahn aber flog auf und schalt ihn, indem er rief: »Du Schelm! Betest Du auch?«
Da saß der Schakal sprachlos, weil er überlistet war.


Reineke Fuchs in Afrika
Fabeln und Märchen der eingebornen
nach
Originalhandschriften der Grey’schen Bibliothek
in der Kap-Stadt und andern authentischen Quellen
Von
Dr. W. H. J. Bleek
Weimar, 1870

Samstag, 23. Februar 2013

Fabelhaftes Lovelybooks

In wenigen Tagen erscheint der erste Roman der Reihe "Puff & Poggel". Ein Krimi. An und für sich nichts besonderes - in diesem Fall aber doch: Der Krimi spielt 1951 in Mülheim an der Ruhr. Protagonisten sind Kriminalkommissar Alfred Poggel und seine Zimmerwirtin Anna Puff. Die 9 geplanten Romane führen durch die 50er und 60er Jahre. Insofern ist es auch ein historischer Roman, denn diese Zeit kennen viele gar nicht mehr.



Bei Lovelybooks gibt es eine Leserunde dazu. Außerdem werden 15 Exemplare vom Verlag verlost. Bewerbungen sind bis zum 9.3. möglich.

Wer auf der Leipziger Buchmesse ist, kann am 15.3. aber auch eine Live-Lesung erleben. Die beiden Autoren - Monika Detering und Horst-Dieter Radke - lesen um 15:30 Uhr in Halle 3 - Forum: Hörbuch + Literatur aus diesem Roman. Damit noch nicht genug, gibt es am Abend um 20:00 Uhr im Café Knicklicht eine weitere Lesung, zusammen mit anderen Kriminellen der 42er Autoren.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Der Betrüger

In einer Stadt wohnte einmal ein Mann, der war ein großer Betrüger. Der mietete die Leute zur Arbeit und versprach ihnen 200 Realen Lohn für den Monat. Am Ende des Monats aber pflegte er ihnen zu sagen: »Geh in die Stadt und bringe mir zwei Dinge; wenn du sie mir nicht bringen kannst, gebe ich dir dein Geld nicht.« So betrog er viele um ihren Lohn, so daß sie seine Arbeit umsonst verrichten mußten.

Eines Tages traf er einen Knaben und machte mit ihm das gleiche Abkommen. Der Knabe war's zufrieden, ging mit ihm und arbeitete den ganzen Monat. Am Ende des Monats verlangte er sein Geld. Sein Herr aber sprach zu ihm: »Geh auf den Markt und hole mir ›Haa Hii‹!« Der Knabe dachte bei sich: »Haa, Hii? Was ist das? Was mag ›Haa, Hii‹ sein? Ah! jetzt weiß ich's! Mein Herr soll es schon bekommen.«

Und er ging seines Wegs, bis er einen großen Tausendfuß fand, und nahm eine schwarze Flasche und steckte ihn hinein. Darauf ging er weiter und fand einen Skorpion; auch diesen that er in die Flasche und korkte sie zu. Darauf brachte er die Flasche seinem Herrn und sprach: »Hier ist ›Haa, Hii‹«

Sein Herr sprach: »Was ist ›Haa‹?« Er antwortete ihm: »Stecke nur den Finger hinein!« Und er steckte einen Finger hinein, da stach ihn der Tausendfuß und er schrie: »Ha-a-a!« Da lachte der Knabe und sprach: »Der Herr hat ›Haa‹ gefunden, ›Hii‹ ist auch noch darin!« Der Herr aber sprach: »Es ist schon gut,« gab ihm sein Geld, und er ging seines Weges.

Seidel, A. (Hg.)
Geschichten und Lieder der Afrikaner
Berlin, 1896

Dienstag, 19. Februar 2013

Sonne, Mond und Hahn


Die drei Götterkinder Sonne, Mond und Hahn lebten als Brüder anfangs einträchtig beieinander.

Eines Tages ging die Sonne einmal aus, Mond und Hahn blieben im Hause. Da befahl der Mond dem Hahn, er möchte die Rinder hereinholen, doch der weigerte sich. Der Mond wurde darob böse, faßte ihn beim Schopf und warf ihn auf die Erde hinunter.
Als die Sonne heimkam, erzählte der Mond ihr den Vorfall. Die Sonne wurde betrübt und sagte: »Du magst nicht in Eintracht leben; schön, dann will ich auch nicht mehr mit dir ausgehen. Fortan gehört dir die Nacht und du darfst erst des Abends ausgehen. Der Tag jedoch ist mein. Und der Hahn wird mich niemals vergessen, denn ich habe ihn nicht vertrieben und noch immer lieb. Auch will ich's nicht haben, daß er ausgeht oder kräht, wenn du unterwegs bist.«


Der Hahn befolgte die Anweisungen der Sonne. Allemal, wenn sein Bruder morgens aufsteht, freut er sich ihn zu sehen; er erinnert sich daran, daß sie sein älterer Bruder ist, er schaut ihn an und ruft unaufhörlich den Tag über: »Indriinilay zoky e! Indriinilay zoky e! [Sieh da, mein älterer Bruder, e!] Und wenn die Sonne untergegangen und der Mond an der Reihe ist, dann begibt sich der Hahn schnell ins Haus, um den andern nicht sehen zu müssen.


Hambruch, Paul
Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde
Jena, 1922

Sonntag, 17. Februar 2013

Die Hausfrau und die Katze


Es lebte einmal eine Katze im Hause einer Frau. Eines Tages sprach die Hausfrau zu ihr: »Katze, ich werde Dich zu meinem Aufseher machen.« Die Katze antwortete: »Ich bin damit einverstanden den Aufseher zu spielen; aber welcher Art soll die Wache sein, die Du mir übertragen willst?« Die Frau erwiderte: »Ich werde Dir die Wache dort in meiner Küche übergeben, wenn ich gekocht habe; Dir werde ich es überlassen, auf die gebratenen Fische Acht zu geben. Nämlich, wenn ich mit Kochen fertig bin, mache ich gerne ein kleines Schläfchen.« Die Katze antwortete: »Ich nehme den Dienst an.«

Eines Tages, als die Frau gekocht hatte, sprach die Katze zu ihr: »Lass die Bratpfanne offen stehen.« Die Frau willigte ein und ließ sie offen.

Sobald die Frau eingenickt war, schaute sich die Katze die Fische in der Pfanne an, und das Wasser lief ihr im Munde zusammen. Schließlich sprach sie: »Ich werde sie essen.« Als die Frau erwachte, entdeckte sie, dass in dem Topfe nichts mehr drin war. Sie sprach zu ihr: »Wie kommt denn das, warum ist nichts mehr in dem Topfe?« Die Katze antwortete ihr: »Gehen wir hin das Gesetz befragen, ob der, welcher den Aufseher spielt, nichts zu essen bekommt!« Die Frau schlug sie, jagte sie weg und gab nun selbst auf ihre Töpfe Acht; auch deckte sie dieselben fortan zu.



Velten, C.
Märchen und Erzählungen der Suaheli
Stuttgart/Berlin 1898

Freitag, 15. Februar 2013

Der Löwe, die Hyäne und der Fuchs

Der Löwe, die Hyäne und der Fuchs unternahmen einen Feldzug. Sie fingen ein Schaf. Da sprach der Löwe: »Wir wollen teilen.« Die Hyäne sprach: »Des Tieres Hinterteil ist mein, das Vorderteil bekommt der Löwe, die Eingeweide und die Füße bekommt der Fuchs!« Da schlug der Löwe der Hyäne mit der Tatze ein Auge aus und sagte zu dem Fuchs: »Teile du!« Der Fuchs aber erschrak und sagte: »Kopf, Eingeweide und Füße sind für mich und die Hyäne, alles übrige bekommt der Löwe.« »Wer hat dich das gelehrt?« fragte der Löwe. »Das Auge der Hyäne,« antwortete der Fuchs.

Seidel, A. (Hg.)
Geschichten und Lieder der Afrikaner
Berlin, 1896

Montag, 11. Februar 2013

Der Löwe und die Schildkröte

 
Vier außerordentlich große Elfenbeinzähne, so groß, daß jeder Zahn von zwei Männern getragen werden mußte, lagen bereit als Wettlaufpreis, und man sagte:
»Wohlan, laufet um die Wette, alle Tiere! Wer zuletzt ermüdet, bekommt das Elfenbein.«
Da kamen viele Tiere und liefen um die Wette, wurden aber müde und gaben den Wettlauf auf, so daß nur noch der Löwe übrig blieb. Dieser freute sich und sprach:
»Mir gehört der Preis!«
Da erhob sich die Schildkröte und sprach:
»Noch nicht! Wir wollen noch miteinander wettlaufen, damit ich jenes Elfenbein bekomme.«
Der Löwe weigerte sich, lachte und sprach:
»Wie? Wirst du wettlaufen können?«
Die Schildkröte entgegnete:
»Du wirst es schon sehen; lauf nur zu!«
Die Schildkröte kletterte unbemerkt auf des Löwen Rücken, und so liefen sie denn, – liefen, liefen und liefen, bis der Löwe müde wurde und ausruhen mußte.
Da rief die Schildkröte:
»Ruht nicht aus; sonst bekomme ich die Elfenbeinzähne.«
Weiter und weiter lief wiederum der Löwe, bis er ganz und gar ermattet wieder zu den Elfenbeinzähnen kam. Da machte er Halt, drehte sich um und fragte:
»Schildkröte, wo bist du?«
Die Schildkröte antwortete hinter ihm:
»Ach, ich bin schon lange hier.«
Da sah sich der Löwe besiegt und ließ ihr den Preis.

Held, T. von:
Märchen und Sagen der afrikanischen Neger
Jena, 1904

Sonntag, 10. Februar 2013

Der Pavian als Hirte

Die Namaqua erzählen, vor kurzem habe ein Mann einen jungen Pavian aufgezogen und zu seinem Hirten gemacht. Der Pavian blieb den ganzen Tag im Feld bei der Herde und trieb sie Abends in das Dorf zurück, wobei er auf dem Rücken einer Ziege ritt, die hinterdrein trabte. Dem Pavian gehörte die Milch einer Ziege zu; nur an dieser sog er und hielt auch die Kinder von der Milch der andern Ziegen zurück. Auch gab ihm sein Herr wohl bisweilen ein wenig Fleisch. Ein Jahr lang that er so Dienste als Hirte, dann wurde er aber unglücklicherweise auf einem Baume von einem Leoparden getödtet.


Reineke Fuchs in Afrika
Fabeln und Märchen der Eingeborenen
nach Originalhandschriften der Grey’schen Bibliothek 
in der Kap-Stadt und andern authentischen Quellen
Von
Dr. W. H. J. Bleek
Weimar, 1870

Mittwoch, 6. Februar 2013

Fabelhafte Literaturrätsel

Fabelhafte Literaturrätsel gibt es monatlich im Forum der 42er Autoren. In diesem Februar sogar zwei: Dieses hier und dann noch ein alternatives dazu.

Mitmachen macht schlau!

Freitag, 1. Februar 2013

Der Kaufmann und der Dieb

– Es war ein Kaufmann, der hatte viel Güter und Waaren, und er hatte auch eine schöne Frau. In das Haus dieses Mannes drang einmal ein Dieb ein, indem er über die Mauer hereinstieg. Der Kaufmann schlief, aber seine Frau wachte. Da sprang diese aus Furcht vor dem Dieb zu ihrem Mann, und drückte ihn so fest an sich – diesem war es aber sehr genehm, wenn seine Frau sich ihm einmal näherte –, daß er aufwachte. Da sagte er:
– Woher mir diese Gunstbezeugung?
Als er darauf den Dieb erblickte, sagte er zu demselben:
– Du darfst unangefochten behalten, was du von meinen Günter und Waaren genommen hast, denn du hast mir einen Dienst erwiesen, dadurch daß du das Herz meiner Gattin bewogen hast, mich zu umarmen.


Erstes Bändchen
Stuttgart:
J. Scheible’s Buchhandlung
1837
S. 211 f.