Sonntag, 30. Juni 2013

Die Blume im Pfade


Eine Blume stand im Gange,
Die der Zufall dort gepflanzt.
Doch der Gärtner sprach: wie lange
Bleibt hier wol dein Glück verschanzt:
Du wirst bald den Hindernüßen
Weichen, und verderben müßen.

Nein, sprach sie, man läßt mich leben,
Wenn du nur mein Gönner bist.
Und ich will mich schön erheben,
Daß kein Feind mir schädlich ist.
Drum so laß dich auch erweichen,
Und mri meinen Glanz erreichen.

Kind, versetzt der, dich zu retten
Widersprcht des Pfades raum.
Du wirst ohne dem zertretten,
Denn die meisten sehn dich kaum.
Du mußt fort. Mit einem Worte,
Du stehst nicht am rechten Orte.

Mancher Einfall klänge schöne,
Wär er nur recht angebracht.
Dieß bedenkt, ihr Musensöhne,
Wenn ihr schreibt, und Lieder macht.

Pflanzt euch Blumen, schwingt die Worte.
Aber thuts am rechten Orte.



Daniel Wilhelm Triller

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