Dienstag, 23. April 2013

Das Freundschaftstreffen


Schon lange herrschte tiefe Feindschaft zwischen den Völkern der Hunde und der Katzen. So lange schon, dass man auf beiden Seiten gar nicht mehr wusste, wodurch dieser Streit denn entstanden sei. Und so wurde eines Tages beschlossen, von beiden Seiten je einen Delegierten zu entsenden, damit diese auf neutralem Boden verhandeln konnten und damit endlich Frieden einkehre.

Auf Seiten der Hunde wurde ein prächtiger Bernhardiner auserwählt, der für seine Freundlichkeit und Geduld weithin bekannt war, während die Katzen einen weisen, schwarz und braun gefleckten Kater entsendeten. Die beiden Unterhändler trafen sich auf einer schattigen Waldlichtung, und um seine friedvollen Absichten auszudrücken, hob der Bernhardiner die rechte Vorderpfote und blickte sein Gegenüber treusorgend an. Der Kater jedoch glaubte, der Hund wolle zum Angriff seine Krallen zeigen und sprang entsetzt zurück. Dann aber erinnerte er sich der Wichtigkeit seiner Aufgabe und ließ, um den Gegner vielleicht doch zu besänftigen, ein schmeichelndes Schnurren ertönen, was der Bernhardiner nun seinerseits als bösartiges Knurren empfand.

Tief enttäuscht über soviel Tücke und Gemeinheit trennten sich die beiden Delegierten, die Katze fauchend und der Hund mit gefletschten Zähnen. Wieder zu Hause berichteten beide, dass mit der Gegenseite, trotz besten Willens, keine Verhandlungen möglich seien, und beide Völker wussten nun wieder, warum sie einander hassten.


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