Freitag, 1. Februar 2013

Der Kaufmann und der Dieb

– Es war ein Kaufmann, der hatte viel Güter und Waaren, und er hatte auch eine schöne Frau. In das Haus dieses Mannes drang einmal ein Dieb ein, indem er über die Mauer hereinstieg. Der Kaufmann schlief, aber seine Frau wachte. Da sprang diese aus Furcht vor dem Dieb zu ihrem Mann, und drückte ihn so fest an sich – diesem war es aber sehr genehm, wenn seine Frau sich ihm einmal näherte –, daß er aufwachte. Da sagte er:
– Woher mir diese Gunstbezeugung?
Als er darauf den Dieb erblickte, sagte er zu demselben:
– Du darfst unangefochten behalten, was du von meinen Günter und Waaren genommen hast, denn du hast mir einen Dienst erwiesen, dadurch daß du das Herz meiner Gattin bewogen hast, mich zu umarmen.


Erstes Bändchen
Stuttgart:
J. Scheible’s Buchhandlung
1837
S. 211 f.

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