Montag, 31. Dezember 2012

9. Die Nacht


»Es ist doch nicht so ganz wahr, was man behaupten will, daß die Nacht Niemands Freund sey; (sagten ihre Nachbarn, der Abend und der Morgen), wir haben oft bemerkt, daß eine Menge Menschen ihrer Ankunft mit Sehnsucht entgegensahn, ihre Auer, verlängert wünschten, und sie Freund nannten.«
»Wer denn? (antwortete der Mittag), Faullenzer vermuthlich, oder Liebesknechte doch, und – Diebe.«

Karl Friedrich Kretschmans
sämtliche Werke
Sechster Band
Fabeln, Allegorien und neueste Gedichte
Leipzig 1799

Samstag, 29. Dezember 2012

4. Die Eulen


Kränkt euch nicht, (sprach der Eulenvater zu seinen Kindern), daß die Nachtigall so gern gehört wird, das Rebhuhn so beliebt, der Adler wegen seiner Macht und seines Sonnenfluges so berühmt ist! Wir sind immer weiser, angesehener und glücklicher als sie alle: denn – keines von ihnen hat einen Bart wie wir.

Karl Friedrich Kretschmans
sämtliche Werke
Sechster Band

Fabeln, Allegorien und neueste Gedichte
Leipzig 1799

Sonntag, 23. Dezember 2012

Indische Fabeln und Sprüche

Heute, am vierten Advent (23.12.12) und morgen gibt es das E-Book »Der Jäger und der Tiger« mit indischen Fabeln und Sprüchen kostenlos im Amazon Kindle Shop.


Monika Detering: Herzfresser

Keine Fabel, aber ein fabelhafter Roman ist »Herzfresser« von Monika Detering. Es ist ein Roman, der in die 50er Jahre zurückführt und in die Seele eines Mädchens. Die gedruckte Ausgabe ist leider vergriffen, dafür ist die E-Book-Version inzwischen zu haben.



Freitag, 21. Dezember 2012

Das Schäfchen und der Dornstrauch

Ein Schäfchen kroch in dicke Hecken,
Dem rauhen Regen zu entgehn.
Hier konnt' es freilich trocken stehn;
Allein die Wolle blieb ihm stecken.
Beglückt ist, den dies Schaf belehrt.
Bethörte Had'rer, laßt euch rathen.
Vertraut die Wolle nicht den scharfen Advocaten.
Oft ist, was ihr gewinnt, nicht halb der Kosten werth.


Friedrich von Hagedorn
(1708 - 1754)

Montag, 17. Dezember 2012

Indische Sprüche

230.

Nicht mag mit Luft die Krähe sich dem Lotus nahn;
Nicht hält sich gern im Brunnenwasser auf der Schwan;
Von einer Löwenhöhle wird kein Hund beglückt,
Von einem Thron kein niedriges Gemüth entzückt;
Es freut sich nicht ein schlechtes Weib am braven Mann,
Ein niedrer und gemeiner steht ihr besser an:
Uns loszumachen von dem Wesen, das Natur
Uns anerschuf, vermögen wir mit Mühe nur.


Indische Sprüche
Aus dem Sanskrit metrisch übersetzt
von Ludwig Fritze
Leipzig 1880

Sonntag, 9. Dezember 2012

2. Advent - »Der dunkle Pfad« kostenlos

Das E-Book »Der dunkle Pfad«, eine fantastische Novelle, ist heute, am 2. Advent, kostenlos im Amazon Kindle Shop zu beziehen.

Freitag, 7. Dezember 2012

Der Werwolf


Dauerhaft kostenlos gibt es das E-Book "Der Werwolf" mit einer Kriminalnovelle von Richard Dehmel im beam ebookshop. Richard Dehmel (1863 - 1920) war ein Schriftsteller des Naturalismus. Für seine Lyrik schon zu Lebzeiten anerkannt, sind sein erzählerisches und dramatisches Werk weitgehend unbeachtet geblieben.

Horst-Dieter Radke (Hrsg.)

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Die Fliege


Dem Menschen lebt, dünk' er sich edel auch
Und gut, im Busen ein Vernichtungstrieb,
Wie ja der Schöpfer, dessen Ebenbild
Er sich berühmt, was er erschaffen, auch
Dem Tode weiht.
Am Fenster stand ich heut
Und blickte müßig auf den See hinaus,
Der aufgestürmt, mit weißen Kämmen wild
Die Flut ans Ufer trieb. Im Zimmer doch
War's heimlich, denn im Ofen knisternd sang
Des Ölbaums grünes Holz. Und wie ich stand,
Nichts denkend, sah ich eine Fliege, kaum
Erwacht zum Leben, die am Fensterglas
Behaglich sacht hinaufkroch, wohl gleich mir
Der Wärme froh. Und wie zur Sommerszeit,
Wo nur zu sehr der kleinen Näscher Schwarm
Uns lästig wird, auch jetzt zerdrückt' ich sie
Mit plumpem Finger. Doch sogleich in mir
Sprach eine Stimme: O du Grausamer!
Konntst du das kurze bischen Leben ihr
Nicht gönnen? War die Welt nicht weit genug
Für dich und sie, und hätt' ihr Summen dir
Den Schlaf gestört?
So sprach mein bessres Ich.
Und von dem Ort der Untat, wo, gestreckt
Die zarten Füßchen, an der Scheibe hing
Die kleine Tote, trat ich rasch zurück,
Sehr unzufrieden mit mir selbst.
Ach wohl!
Gedankenlose Mordlust lebt in uns,
Und schämen sollte sich der Mensch vorm Tier,
Das nur aus Notwehr tötet, oder weil's
Der wilde Hunger zwingt. – – –

Paul Heyse
(1830 - 1914)

Montag, 3. Dezember 2012

Weihnachtsschmerz



Fabelhafte Winter-, Advents- und Weihnachtsgeschichten gibt es in meinem E-Book »Weihnachtsschmerz«. Zu bekommen bei beam eBooks und in Kürze auch bei Amazon.

Dicke Flocken, die süß schmeckten, wenn man sie mit dem Mund fing und auf der Zunge zergehen ließ. Das ist auch eine Wintererinnerung. Schneekristalle, die auf der warmen Hand so schnell verschwanden, wie die Gedanken während einer Schlittenfahrt. Eisblumen, die am Fenster langsam hochwuchsen, bis die Wintersonne sie gegen Mittag wieder von der Scheibe leckte. Alles Erinnerungen an den Winter - und etwas dahinter.


Horst-Dieter Radke

Sonntag, 2. Dezember 2012

Rache ist süß, süßer Verzeiehn

Als jüngst Heinrichs kleine Hand
kleine Blumensträußchen band,
Stach ein Bienchen sie.
Ach! wie ich erschrocken bin,
Lief davon und schrie;

»Bienchen, warum stichst du mich?
Fang ich dich, so tödt' ich dich.
sieh, nun bist du mein
Aber wie? Ich räche mich?
Tierchen, ich befreie dich;
Süßer ist Verzeihn.«


Vaterländische Unterhaltungen
Ein belehrendes und unterhaltendes Lesebuch zur
Bildung des Verstandes, Veredlung des Herzens,
Beförderung der Vaterlandsliebe und gemeinnütziger Kenntnisse
für die Jugend Österreichs
von Leopold Chimani
Dritter Teil, Wien 1815, Im Verlage bey Anton Doll