Montag, 11. April 2011

Die 38. Fabel: Von zween Raben


Eine persianische Fabel


Zweene Raben wollten einstmals mit einander in Schwägerschaft treten. Der eine hatte einen Sohn, und der andere eine Tochter; die Parthie war auf beyden Seiten gleich. Sie handelten nur darüber, was die Tochter zur Mitgift mitbringen sollte. Ihr Vater versprach darauf, sein Schwiegersohn sollte zehn wüste Dörfer zur Aussteuer erhalten. Dieses Versprechen gefiel dem anderen Raben, aber er fragte ihn: woher er so viel aufbringen könnte? Der Vater der Tochter sagte darauf: Wenn Gott unserm gnädigen Herrn, den Sultan Machmud, leben lässet, so werden wir niemals an wüsten Dörfern Mangel leiden.

Diese Fabel erfordert keine Erläuterung; denn sie erkläret sich selbst.

Moralische Fabeln mit beygefügten Erklärungen einer jeden Fabel
Aus dem Dänischen des Herrn Barons von Holberg 
übersetzt durch J.A.S.K.D.E.
Leipzig 1752

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