Samstag, 13. Februar 2010

Die zwei Kaninchen

 

Unter eines Kirschbaums Schatten
hielten zwei Kaninchen Rast,
zwei Kaninchen, Wirth und Gast,
und, als sie geruhet hatten,
Scherzen sie im Gras herum,
Treten manches Blümchen krumm,
Das erst gestern aufgeblühet,
Hüpfen hin und hüpfen her,
Bis der Gast von ungefähr
Ueber sich was fremdes siehet.

Gleich hebt er den Kopf empor,
Macht ein Männchen, spitzt das Ohr,
Und erblicket einen Schützen,
Zwar von Stein (das wußt’ er nicht)
Der sein Rohr auf ihn gericht,
Um ihn auf den Pelz zu blitzen.
Unserm Häschen wird so heiß,
Daß es nicht zu bleiben weiß.

Endlich merkt es sein Geselle,
Freund! rief er, was soll das seyn?
Jagt dir etwas Schrecken ein?
Freilich grauet meinem Felle
Vor dem Jäger der dort liegt.

Ach! sprach jener, sey vergnügt,
Der hat keinen ausgerottet.
Wisse, dieser böse Mann,
Zielt, so lang ich denken kann.

***

Zorn mit Ohnmacht wird verspottet.


Magnus Gottfried Lichtwer

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