Sonntag, 10. Januar 2010

Der Esel in der indischen Fabel



Ebenso ist auch ferner der Esel als Prototyp der Dummheit schwerlich indische Erfindung: den Indern gilt derselbe vielmehr, wohl seiner Störrischkeit und Bissgkeit wergen, für ein dämonisches mit den Mächten des Todes in Verbindung stehendes Wesen. Der gardabha ist den raxas geweiht …: wer im Traume auf einem Eselbespannten Wagen fährt, dem steht der Tod bevor…: wer sein Keuschheitsgelübde gebrochen hat, opfert einen Esel (wohl als Symbol der Geilheit)… Im Uebrigen erscheint er als ein zeugungskräftiges Hausthier, wird mit Pferd und Ziegenbock zusammen geopfert um den Platz für den cityâgni zu heiligen, und entsteht … nebst Ross und Maulthier aus dem Ruhm (yaças), welcher dem Ohr des getödteten Viçvarûpa Tvâshtra entfloss, worin der Bezug auf sein lautes Geschrei wohl nicht zu verkennen ist. Letztrem verdankt er seine beiden häufigsten Namen gardabha, râsabha, andre seiner Wildheit, khara, und seinen Genitalien, cakrivant, ciramehin. Ein einziger Name unter den in den Lexicis aufgeführten, Bâleya, bezeichnet ihn als sanft, für Kinder passend, nirgendwo aber ausser in der Fabel erscheint er als dumm. Es kann somit die betreffende Vorstellung den Indern wohl nur aus der Fremde zugekommen sein.


A. Weber
Ueber den Zusammenhang indischer Fabeln mit griechischen
Eine kritische Abhandlung
Berlin, 1855

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